Das Leo Baeck Institut wurde 1955 von führenden deutsch-jüdischen Emigranten-Intellektuellen wie Martin Buber, Max Grunewald, Hannah Arendt und Robert Weltsch gegründet, die entschlossen waren, das lebendige kulturelle Erbe des deutschsprachigen Judentums zu bewahren, das im Holocaust beinahe zerstört worden wäre. Sie benannten das Institut nach Rabbi Leo Baeck, dem letzten Führer der Jüdischen Gemeinde Deutschlands unter dem Naziregime, und ernannten ihn zum ersten Präsidenten des Instituts, der die unabhängigen Zentren in New York, London und Jerusalem leitete. Das LBI – New York ist Gründungspartner des Center for Jewish History in Manhattan und unterhält ein Büro in Berlin sowie eine Außenstelle seines Archivs im Jüdischen Museum Berlin. Das LBI hat es sich zur Aufgabe gemacht, dieses reichhaltige Material zu bewahren und den Zugang dazu zu erweitern. Es hat Millionen von Seiten an Dokumenten, Büchern und Kunstwerken aus seinen Sammlungen digitalisiert – von seltenen Büchern aus der Renaissance bis hin zur persönlichen Korrespondenz von Berühmtheiten und gewöhnlichen Menschen gleichermaßen. Das LBI fördert auch das Studium und das Verständnis der deutsch-jüdischen Geschichte durch seine öffentlichen Programme, Ausstellungen und die Unterstützung von Wissenschaftlern.
Das LBI Shared History Project bietet anhand von 58 Objekten, die chronologisch präsentiert werden, eine facettenreiche historische Erzählung jüdischer Geschichte. Von den frühesten Belegen für eine jüdische Präsenz in den römischen Provinzen des Rheinlandes bis zum heutigen Deutschland und Österreich erzählt das Projekt die Geschichte des komplexen Zusammenlebens von Juden und Nicht-Juden im deutschsprachigen Raum über 1.700 Jahre. Jedes Objekt soll veranschaulichen, wie tief die jüdische Geschichte und das Alltagsleben mit den Völkern, Regionen und Ländern Mitteleuropas verwoben war und ist. Das Ziel des Shared History Project ist es, die Relevanz historischer Ereignisse für die Gegenwart zu vermitteln und Geschichte in Bildungseinrichtungen und interkulturellen Kontexten nutzbar zu machen. Darüber hinaus will das Projekt eine pädagogische Ressource darstellen, die mit Hilfe von Objekten Geschichte lehrt und gleichzeitig historischer Ignoranz und Geschichtsverzerrungen entgegenwirkt.
LBI ging somit neue Wege und nutzt die Möglichkeiten neuester 3D- und Virtual-Reality-Technologie, um Kunst in digitaler Form zu visualisieren und wählte daher die deutsche 3D-Technologie-Firma ZREALITY und 360 Design, eine in New York ansässige Design-Agentur, um die Projekt-Website und das immersive Erlebnis zu gestalten. In der Vergangenheit war LBI nur in der Lage, Kunst in Form von Text, Bildern und Videos zu bewahren. Mit der 3D-Technologie ist LBI nun in der Lage, eine globale virtuelle Kunstgalerie zu schaffen, die alle Kunstwerke in einem „Virtuellen Museum“ präsentiert. Obwohl die Objekte über den ganzen Globus verteilt sind, werden Sie nun für jeden und überall leicht zugänglich.
Dafür konzipierte LBI eine Website, die als Bibliothek für Kunstobjekte fungiert und diese in Form einer innovativen Zeitleiste, Kontext- oder Ortssuche präsentiert. Viele Kunstobjekte wurden gescannt und mit Hilfe von Photogrammmetrie-Technologie in 3D-Objekte umgewandelt, um alle Merkmale auf einer sehr hohen Detailstufe zu erfassen. Die Kunstobjekte sind dann über die Website zugänglich, indem sich ein 3D-Viewer öffnet, in dem der Benutzer alle Aspekte eines Kunstwerks durch Zoomen oder Drehen um das Objekt herum genau betrachten kann. Nutzer können sich die 3D-Objekte mit AR-Technologie auch in ihr Zuhause holen. An vielen Orten ermöglichen 360-Grad-Aufnahmen, an einen Ort zu springen und diesen in einem 360-Grad-Video oder -Bild zu erkunden. Das Herzstück der Website ist jedoch eine wunderschön gestaltete 3D-Kunstgalerie, die für Virtual-Reality-Headsets, PCs und Touch-Geräte verfügbar ist und in der die Besucher des Projekts durch eine reale Ausstellung wandern können. Sie können mehr über das Projekt erfahren und die Kunstwerke betrachten, ganz so als ob sie durch ein echtes Museum besuchen und unternehmen eine Zeitreise, beginnend mit den ersten entdeckten Objekten der Geschichte bis hin zur Gegenwart. Im kommenden Jahr werden jede Woche neue Kunstobjekte enthüllt und ihre Geschichte erzählt.
„Es ist eine fantastische Erfahrung, ein Museum digital besuchen zu können, das Kunst aus aller Welt in einem virtuellen Raum zusammenbringt. Normalerweise müsste ich quer über den Globus zu Dutzenden von Orten und Galerien reisen, um alles zu sehen“, sagt Michael Neidhöfer, CEO von ZREALITY. „Wir sehen hier die Zukunft wie man Kunst unabhängig von Ort und Zeit erleben kann.“
„Die virtuelle Kunstgalerie ist ein völlig neues Konzept, das wir eingeführt haben und sich nicht nur an den gewöhnlichen Museumsbesucher richtet. Die Website fungiert als zentrale Bibliothek mit vielen Suchfunktionen, konzentriert sich aber darauf, mit Hilfe von 3D- und Virtual-Reality-Technologie ein echtes Besuchererlebnis zu schaffen“, sagt Ronnie Peters, Inhaber von 360 Design. Das eröffnet auch im Bildungsbereich neue Möglichkeiten. Zum Beispiel können Kinder einfach ein 3D-Kunstobjekt in ihr Klassenzimmer projizieren oder VR-Headsets verwenden, um alle Aspekte eines Objekts realistisch zu sehen, die man mit Text und Bildern allein nicht erklären kann.“
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